Die Welt der Animorphs
  Leseprobe Band 19 - Der Ausstieg
 

Leseprobe




Ich hatte einen Hork-Bajir getötet. Den Wirt eines Yirks. Damit hatte ich auch einen Yirk getötet!

[...]

Ich starrte und hörte auf zu atmen.

"Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst", sagte ich.

Karen setzte ein kleines, triumphierendes Lächeln auf. "Ich bin dir nach dieser Schlacht gefolgt. Du hast dich von den anderen getrennt und bist allein zu dieser Farm gelaufen. Eben noch sah ich dich als Wolf rumstreunen, dann verlor ich dich für ein paar Minuten aus den Augen. Aber als ich wieder aufholte, war kein Wolf mehr da. Bloß du. Äußerlich ein Menschenmädchen."

"Was bin ich denn für dich? Ein Werwolf oder so was in der Art?", fragte ich und presste erneut mein verzweifeltes, gekünsteltes Lachen heraus.

"Ich weiß nicht, was du bist", sagte Karen. "Jedenfalls nicht sicher. Deshalb bin ich dir gefolgt. Sieh mal, es weiß jeder, dass sich hier auf der Erde eine Bande von Andalitenkriegern aufhält. Es macht Sinn, dass sie versuchen würden, sich als Menschen auszugeben. Aber es weiß auch jeder, dass kein Andalit länger als zwei Stunden in einem Morph bleiben kann. Und ich habe dich in diesem Menschenmorph schon über zwei Stunden am Stück gesehen."

Ich zuckte mit den Schultern und setzte eine verblüffte Miene auf. "Schön. Wie auch immer. Vielleicht hat das kalte Wasser dein Gehirn etwas verwirrt oder so. Vielleicht sollten wir uns bloß darauf konzentrieren, dass wir für dich Hilfe bekommen."

"Ich weiß, du bist kein in einem Morph gefangener Andalit, denn du hast dich letzte Nacht in diesen Wolf gemorpht. Damit ergeben sich zwei Möglichkeiten. Entweder du bist ein Andalit, dem es irgendwie gelungen ist, das Zwei-Stunden-Zeitlimit auszutricksen. Oder ..."

"Oder was?", musste ich einfach fragen.

"Oder es stimmt, was einige von uns seit einiger Zeit vermuten: Es gibt Menschen, die morphen können."

Ich zuckte die Achseln. "Bist du wie einer von den Leuten aus Akte X?", fragte ich.

Karen lächelte. "Wenn du ein Andalit bist, wirst du zurückmorphen und mich töten. Dieser keine Menschenkörper wäre chancenlos gegen deinen Schwanz."

"Nun, habe ich einen Schwanz?"

"Wenn du ein Mensch bist, der morphen kann, dann wirst du dich in irgendwas Fieses morphen und mich auf diese Weise umbringen."

"Also, Sekunde mal. Lass mich eins klarstellen. In diesem kleinen Märchen von dir bin ich im Stande, dich so oder so zu vernichten, korrekt?"

In einer sehr menschlich aussehenden Geste legte sie den Kopf schief. "Du wirst annehmen, dass du es kannst", sagte sie. "Und was immer du tust, ich habe den Beweis."

Ich stand auf. Ich bin nicht unbedingt groß genug, um irgendwen zu überragen oder bedrohlich zu wirken. Trotzdem hätte Karen doch ein bisschen nervös aussehen müssen. Stattdessen sah sie mich nur hochnäsig an. Frech. Als würde sie bloß abwarten, was ich tun würde.

Ich streckte ihr meine Hand hin. "Komm hoch, du verrücktes Huhn", sagte ich, "lass uns aufbrechen. Der Rückweg könnte lang werden."

Eine Spur von Zweifel lag in diesen kühlen, grünen Augen. Sie ignorierte meine Hand und versuchte aufzustehen. Auf halbem Weg knickte ihr linkes Bein ein und sie fiel schwer ins Gras zurück.

"Mein Knöchel ist böse verletzt", sagte sie. "Ich werde nicht laufen können, fürchte ich."

Ich blickte auf sie herab und spielte im Kopf meine Möglichkeiten durch.

[...]

Eines war klar: Sollte Karen es mit dem, was sie wusste, bis zu ihren Controllerkollegen zurückschaffen, war keiner von meinen Freunden mehr sicher. Sie wusste, dass ich ein Animorph war. Oder einer gewesen war. Es wäre dann ein Leichtes, herauszufinden, wer meine Freunde waren. Sie einen nach den anderen zu ergreifen, und zu zwingen, sich der Implantierung zu unterwerfen. Sie zu Controllern zu machen.

[...]

Wenn Karen das hier überlebte, würden Jake, Rachel, Marco, Tobias und Ax geschnappt und zu Human-Controllern gemacht oder getötet. Die Djees würden vernichtet. Und die freien Hork-Bajirs wieder eingefangen.

Alle Hoffnung auf Freiheit für die Menschen könnte sterben. Es sei denn ... Karen würde hier und jetzt vernichtet werden, auf der Stelle.

Ich wandte mich ab und ging zu einem vertrockneten, umgestürzten Baum. Ich packte einen langen, gegabelten Ast. Dann drückte ich mit meinem Gewicht dagegen und zog und zerrte so lange, bis der Ast splitterte und abbrach.

Es war ein starker, dicker Ast. Ein Meter lang, dick und an einem Ende gegabelt. Mit festem Griff trug ich ihn zurück zu Karen. Ein schneller, entschlossener Schlag am Kopf, mehr brauchte ich nicht. Ich könnte sie bewusstlos schlagen und mit ihren Schnürsenkeln gefesselt zurücklassen; den Rest würde die Natur besorgen.

Ich sah die Besorgnis in ihren Augen.

"Hier", sagte ich. "Das gibt eine prima Krücke. Warte hier, ich suche inzwischen ein paar kleinere Stöcke für eine Schiene."

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